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In Sachen Anonymität schlägt „Briar“ alle anderen uns bekannten Messenger. „Briar“-Nutzer kommunizieren über das Anonymisierungsnetzwerk Tor, ohne dass Metadaten anfallen, zudem bleibt selbst die richtige IP-Adresse verborgen. Noch ist der Messenger allerdings sehr spartanisch.

Überblick

Die Messenger-App „Briar“ legt den Fokus vor allem auf Anonymität und setzt dabei auf innovative Wege bei der Übermittlung von Nachrichten. Die App gibt es allerdings auf absehbare Zeit nur für Android. Sie lässt sich im Play-Store von Google sowie im alternativen App-Store F-Droid herunterladen, wobei der Quellcode von „Briar“ öffentlich verfügbar und somit durch jedermann überprüfbar ist.

Nutzer kommunizieren mit „Briar“ direkt miteinander, keine zentrale Datenbank speichert die jeweiligen Nachrichten zwischen, somit fallen keine Metadaten an. Neben dem üblichen Austausch von Nachrichten erlaubt „Briar“ aber auch Gruppenchats. Der Messenger sieht für den Austausch von Nachrichten im Einzel- oder Mehrpersonenverhältnis dabei drei wechselnde Kommunikationskanäle vor: das Anonymisierungsnetzwerk Tor, WLAN oder Bluetooth.

Die Nachteile von Briar: Der Messenger hat bisher keine Telefonie-Funktion und verbraucht relativ viel Akkuleistung.

Sicherer Kommunikationsraum für jedermann

Erst seit Mai 2018 ist die erste, voll funktionsfähige Version von „Briar“ verfügbar. Gefördert wird das junge Projekt dabei unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie der Organisation „Open Knowledge Foundation Deutschland“.

„Unser Ziel ist es, Menschen aus allen Herkunftsländern einen sicheren Raum zur Verfügung zu stellen, wo sie jedes Thema diskutieren, Veranstaltungen planen und soziale Bewegungen organisieren können“, erklärt das Briar Project auf seiner Website.

Wie kommuniziert „Briar“?

Sobald sich Kommunikationspartner nicht innerhalb desselben Bluetooth- oder WLAN-Netzes befinden, nutzt der Messenger das Anonymisierungsnetzwerk Tor für den Datenaustausch. Tor ermöglicht es dabei miteinander zu kommunizieren, ohne die eigene IP-Adresse preiszugeben. Die IP-Adresse funktioniert ähnlich wie die Postadresse im nicht-digitalen Raum und identifiziert jeden Internetanschluss in der Regel eindeutig. Befinden sich Nutzer dagegen in räumlicher Nähe zueinander, kann „Briar“ Nachrichten auch über WLAN oder Bluetooth austauschen.

Hinzufügen von Nutzern

Es gibt zwei Möglichkeiten in „Briar“ Kontakte hinzuzufügen.

Erste Möglichkeit: Beide Kommunikationspartner treffen sich und fotografieren jeweils einen QR-Code, der auf dem Smartphone des anderen erscheint.

Zweite Möglichkeit: Zwei Nutzer haben einen gemeinsamen „Briar“-Kontakt, der sie über eine Vorschlagsfunktion miteinander verbindet, so wird ausgeschlossen, dass sich Fremde als Freunde ausgeben.

Beim oben beschriebenen Abgleich der QR-Codes kommunizieren die Geräte dabei per Bluetooth miteinander. Dies scheitert allerdings regelmäßig, wenn auf beiden Geräte Android 8 oder höher installiert ist, da Google den Datenaustausch per Bluetooth ab Android 8 eingeschränkt hat. Nutzer müssen stattdessen dafür Sorge tragen, dass sich beide Geräte im gleichen WLAN befinden, dann wechselt „Briar“ für einen entsprechenden Abgleich vom Bluetooth- auf den WLAN-Kanal.

Verzicht auf Google-Dienste kostet Akkuleistung

Um zu verhindern, dass „Briar“ von einem Google-Dienst abhängig ist und unnötig Daten anfallen, verzichtet die App auf Googles „Push Notifications“. Bei dieser Funktion „weckt“ der Google-Dienst Apps, beispielsweise wenn eine neue Nachricht eingegangen ist. Damit Nutzer dennoch ohne Verzögerung kommunizieren können, prüft „Briar“ in regelmäßigen Abständen für jeden Kontakt, ob die Kanäle Tor, Bluetooth und WLAN verfügbar sind. Das permanente Prüfen von Kanälen ist dafür verantwortlich, dass „Briar“ viel Akkuleistung in Anspruch nimmt.

Die Vor- und Nachteile von „Briar“ im Überblick

Vorteile:
• „Briar“ ist absolut kostenlos;
• standardmäßige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei jeglicher Kommunikation;
• Schutz der App selbst durch ein Passwort;
• Nutzung ohne Zugriff aufs Adressbuch möglich;
• keine Speicherung von Nachrichten und Metadaten;
• Quellcode ist offen einsehbar (Open Source).

Nachteile:
• keine Telefonie möglich;
• keine Sprachnachrichten möglich;
• keine Backup-Funktion;
• keine zeitversetzte Kommunikation möglich;
• keine iOS-Version verfügbar;
• keine Desktop-Version verfügbar.

Ergebnis

Im Ergebnis ist „Briar“, im Verhältnis zu anderen Messengern, momentan noch recht spartanisch, mit Blick auf die Sicherheit und Anonymität jedoch unschlagbar.

Autor: Christian Schellhase ANMATHO AG